(-;-) GzN

(-;-) aufgenommen via Integrated Circuit Recorder & zeitverzögert vertextet

Der Doppel-Happs - Teil 2

Wenn ich so an die blaue 3-Meter-Leine denke, werde ich ein wenig melodramatisch im Inneren meines Seins. Sie war die dritte Leine, die ich in meiner Hundeausführkarriere in den Händen halten durfte. Es macht mir sogar weniger etwas aus eine Schande zu gestehen, nämlich dass ich mich nicht mehr an die Farbe der ersten Leine erinnere; mag sein, dass ich sie selten benutzte. Es mag auch verwirren, wenn ich der Blauen mehr nachweine als der Khaki-Grünen, der zweiten auf dem Dreierpodest. Jener eben, mit der ich zweifelsohne sehr viel Zeit verbrachte. Es war eine stabile Leine für viele Jahre, der Stoff mir unbekannt, aber nicht unüblich im Vergleich zu allen anderen Leinen. Und doch riss sie irgendwann mal, warum ist mir heute gar nicht mehr so bewusst. Womöglich war es eine Katze, die meine Langzeit-Ausführhündin Shila da in jungen Jahren dazu anspornte ordentlich mit ihr durchzugehen. Womöglich war es auch mein großes Glück in jenem Moment der Begegnung, hätte mich doch diese Riesenschnauzer-Hovawart-Mischung auf vier Pfoten mitsamt ihres Kampfgewichts von 45 Kilogramm gestreckt auf den Boden der Betonplatten umringt der Betonhäuser der menschlichen "Lebensstätten" hinweg-/herunter- oder entlanggerissen, was meinem äußerem körperlichen Zustand mitnichten gut getan hätte.

Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang nur daran, dass ich im Anschluss meinen Ledergürtel als Leinung für den Nachhauseweg der Katzenjägerin missbrauchte; unkonventionell und aus praktischen Motiven heraus, aber bis dorthin überaus effektiv und wirkungshaltend, trotzdem einmalig in der Nutzung.

Solche Geschichten der Rändelung aus längst vergangener Zeit nutzten Frau Revers in der aktuelleren Vergangenheit ihres Daseins nichts bis wenig. Denn und zumindest stand eines fest: die blaue Leine würde bei ihr keinesfalls reißen - zu gering war ihre Kraft für eine solche Tat, zu gut-erhalten das Haltungsobjekt. 

Die Konditionierung durch den Münzrand und für Revers war einfach und ebenso effektiv wie der Ledergürtel. 
Die Leine wurde lang gehalten, der Gegendruck zum Lauftrieb des natürlichen Galopps - das gängige Tempo eines und - jenem Vierbeiners entgegen des langsam-mäßigen Spazierschritts des Zweibeiners im Zeichen der Rändelung wurde dahingehend immer wieder kompensiert, indem der Zweibeiner einfach an Ort und Stelle stehen blieb. In solchen Momenten spannte natürlich die Leine, also sie hätte durchgespannt, wenn nicht die Rändelung mit einem Signal Frau Revers so beindruckte, dass sie just davor zu ihm zurückkehrte, um das Mittel der (Ver-)Lockung mit einem HAPPS entgegenzunehmen. 
Dieses Signal ist an sich einer Erwähnung wert, ist es doch nach wie vor praktikabel und selbstredend unkonventionell. Es war kein Ruf (mit Namensnennung) durch den Munde, es war kein Pfiff und erst recht war kein neu-moderner Klicker hier im Einsatz. Der Laut wurde mit dem  Mund bei angelegter Zunge am Gaumen über die Lippe durch die Vorderzähne des Menschen abgegeben und ähnelte in Ton und Höhe dem Fiepen eines Vogeljungen, der im Nest auf die Rückkehr seiner Eltern wartete, um die für ihn lebensnotwendige Nahrungsaufnahme entgegenzunehmen. Eine genauere Beschreibung dieses Geräusches ist mir leider mit meinem Wortverständnis nicht möglich, was aber an dieser Stelle auch nicht notwendig wäre; zumal niemand es wissen muss, nicht einmal ein andere Vierbeiner. Es ist eine Sprache zwischen Rändelung und Revers, die hier ihre Anfänge nahm und ohne weiterer Vertiefung oder ständiger Wiederholung bis zum heutigen Tage Bestand ha(el)t.

Das Konzept kurz und bündig zur besseren Verständnis: Kurz bevor die Leine spannt erfolgt das Signal von der Rändelung - Revers reagiert und dreht anstandslos bei.
Und hier das Bedauerliche bei jenem Konzept: die Bestechung in Form eines HAPPENS zur Belohnung des Daraufeingehens war, ist und wird stets ein unweigerlicher Faktor bleiben.  

Sicherlich bin ich mir in meiner Rolle des Leckerli-Gebers auf "Zuruf" klar bewusst, welche ich allerdings ändern kann, sofern ich denn will. Bisweilen - und ich spreche von 6 (in Worten: sechs) Jahren -, sah ich jedoch keinen Grund das "Gentleman-/Lady-Agreement" in irgendeiner Form umzukrempeln. Bin ich ehrlich, müsste ich zugeben, dass ich schlicht und ergreifend zu faul geworden bin eigene, bestehende und funktionierende Dinge zu ändern.

Damit jene (Konzepte) in den letzten Winkeln des hündischen Verstandes, in aller Perfektion und für alle Zeiten Einzug nahmen und dort für immer Erhalt haben werden, bedurfte es einer konsequenten Übungszeit, die derer einer gängigen Läufigkeit von Hündinnen weit überschritt und immer überschreiten muss.
Die Verlängerung der Zeit für die Nachhaltigkeit der zu vertiefenden Kommunikation kam bezeichnenderweise mit einer Nachlässigkeit der Rändelung einher, die zwar keine dauerhafte, aber zuerst eine folgeschwere Verletzung der Revers mit sich brachte; und die Folgen eben jener ließen nichts anders zu als einer fortlaufenden Führung an der blauen Leine für weitere drei Wochen für Frau Revers. 

      
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